Die wahre Liebe

…gerade habe ich die Wahre Liebe gesehen…tatsächlich! Direkt vor mir im unangenehmen Ambiente einer großen Klinik, in einem langen Flur voller wartender Menschen stand sie da in Form zweier älterer Menschen. Der Herr so um die 70 mit seiner Frau. Hilde hieß die Dame wohl…Hilde, diesen Namen, den er so zärtlich aussprach, als sei diese erwachsene Frau ein kleines Kind.. Sehr hübsch muss sie einst gewesen sein. Ihr Gesicht wies auch in älteren Tagen grazile, warme Züge auf und in ihren Augen lag ein – wenngleich etwas versteckter – Glanz. Er behütete sie, die so abwesend war, als sei sie in einer anderen Welt. Die, die immer wieder fragte, ob denn das Zuhause weit sei und ob sie jetzt gehen dürften… Die, die verzweifelt und in schöner Sprache wiederholt anmerkte, dass sie doch hier gar kein Bettchen habe. Unruhig erhob sie sich immer und immer wieder von ihrem Stuhl auf den sie ihr Mann liebevoll und mit flüsternd zugewandten Worten zurückdrückte. Mit ruhiger schöner Stimme erklärte der Mann geduldig und tröstend, dass diese Dinge nicht geschehen, die ihr offensichtlich große Angst machten. Der Arzt musste noch Rücksprache halten und die Wartezeit verlängerte sich…

Das ist es also, was wir uns versprechen, wenn wir begeistert vom Großen Tag der Hochzeit auf die Frage „Möchten Sie eins sein in guten als auch in schlechten Zeiten, in Gesundheit als auch in Krankheit…“ mit einem lächelnden „Ja“ antworten..
Wer ist sich wohl der Tragweite dieses Versprechens in diesem Moment tatsächlich bewusst?
Leicht ist es immer zusammen durch das Leben zu gehen wenn die Sonne scheint, wenn es die Möglichkeit gibt, sich selbst zu verwirklichen, wenn einem alle Türen offen stehen… Doch irgendwann versiegt die körperliche Kraft. Bei uns allen!
Niederschmetternd und gleichzeitig hoffnungshell wirkte diese Begegnung auf mich. Wie eins die beiden waren! Sie strahlten förmlich und hatten rein gar nichts an sich, das in mir Mitleid auslöste. Nein, eher Hochachtung.. Und Bewunderung! Was macht die Zeit da nur mit uns? Ich denke, trotz allem, was den beiden passiert: Sie sind auf ihre Art zusammen glücklich.
Und ich habe im unangenehmen Ambiente einer großen Klinik, in der ich, mit meiner mir angeborenen Ablehnung gegen Krankenhäuser aller Art, nur sehr ungern weilte (doch wem geht das schon anders?), ein Wunder gesehen! Die Wahre Liebe!

Herzliche Grüße,
Ihre und Eure
Conny Borgwardt

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